Tantrakurse werden heute vorwiegend von reiferen Menschen besucht.
Was ist mit der jüngeren Generation? Klar, nicht alle haben die finanziellen Möglichkeiten, sich ein Tantra-Seminar oder eine Ausbildung zu leisten, z.B. wenn sie Student sind. In letzter Zeit fördere ich bewusst auch die jüngeren, sich auf eine Tantra-Erfahrung einzulassen. Was kann es dem jungen Erwachsenen bringen?
Normalerweise läuft bei den jungen Menschen aus der Pubertät heraus die sexuelle Entfaltung eher chaotisch und zufällig. Das Klima der ersten Erfahrungen ist nicht unbedingt durch Ekstase geprägt, sondern vor allem durch Verunsicherung und Angst. Das ist verständlich angesichts der so machtvollen sexuellen Energie, wenn sie das erste Mal so richtig hervorbricht. Was damit anfangen? Wird sie mich umbringen? Und dann noch die Ängste um Verhütung und Krankheiten.
Dann spielen noch die moralischen Urteile der Eltern bremsend mit hinein in die Wahrnehmung der Sexualität der jungen Menschen. Nicht viele haben Eltern, deren Liebe, Zärtlichkeit und Sexualität wirklich befreit war. Deshalb gibt es wenig gute Vorbilder für schöne, ans Herz angebundene Sexualität.
Ich selbst hatte was das angeht, die Gnade schöner Umstände. Weil meine Eltern immer sehr offen mit Zärtlichkeit umgegangen sind. Wir hatten auch eine Sauna im Haus und so bin ich mit der Natürlichkeit der Nacktheit aufgewachsen.
Im Nachhinein kann ich sagen, dass ich auch das Glück hatte, die „Einweihung“ in die Sexualität zum einen spät zu erleben mit ca. 20 Jahren und zum anderen mit einer sehr viel älteren Frau, die schon viel Erfahrung mitbrachte. Sie hatte nach einer Trennung einige Jahre enthaltsam gelebt und so entdeckten wir sehr fein und langsam das Wunder der Sinnlichkeit neu, jeder auf seine Weise.
Insofern finde ich es gut, wenn junge Menschen durch Ältere in die Sexualität eingeweiht werden. Denn die Reiferen bringen die Ruhe und Souveränität mit, die nötig ist, um Sex wirklich als etwas Heiliges und Reines zu erleben, so wie die Göttin es sich gedacht hat.
Wenn zwei junge Menschen vor lauter Unsicherheit und Selbstzweifel angstvoll und mit Leistungsdruck nicht nur körperlich zittern sondern auch in der Seele, kommt es leider bei den ersten heiligen Begegnungen nicht zu Gipfelerlebnissen, sondern oft zum Gegenteil. Schmerz oder traumatische Erfahrungen sind an der Tagesordnung. Oder in Volltrunkenheit verpassen viele auch den seelischen Reichtum von ans Herzgefühl angebundener ganzheitlich empfundener Sexualität.
Aus der psychologischen Forschung weiß man: die frühen Erfahrungen im Leben des Menschen prägen das ganze weitere Leben.
Und hier setzt Tantra an. In einem rituellen Rahmen werden sinnliche Erfahrungen pädagogisch aufbereitet und in kleinen Schritten vermittelt. Und dann auch später ausgewertet und reflektiert, um sie zu integrieren und in guter Weise zu verarbeiten. Dieser intensive, getragene Rahmen macht viele schöne und starke und heilige Erfahrungen möglich. Hier könnte man ansetzen, um auch jungen Menschen einen wunderbaren Start ins Reich der Sinnlichkeit zu ermöglichen. Das hätte einen guten Einfluss auf die ganze weitere Entwicklung und würde sogar die Gesellschaft positiv verändern.
Wir fördern bei Kularnava auch die jungen Menschen.
Das führt auch zu lebendigen Gruppen, in denen alles bunt gemischt ist, von jung bis alt, durch alle Gesellschaftsschichten und Berufsgruppen. Tantra ist universelle Liebe über die Unterschiede hinweg. Tantra ist das tiefste Erlebnis von Menschlichkeit.