In der Toskana sah ich mitten auf dem Feld zwei Bäume stehen, links eine Schirm-Pinie, rechts eine Zypresse, Frau und Mann. Ich malte sie. Schau sie Dir oben auf dem Bild noch einmal in Ruhe an.
Zunächst einmal wichtig: Jeder steht für sich. Und jeder braucht den Abstand, um genug Luft und Licht zu bekommen und Raum zum Wachsen zu haben.
Erstens: Stehen Frau und Mann zu nah beieinander, nehmen sie sich gegenseitig Luft zum Atmen weg. Licht und Nährstoffe, die Äste, wenn sie wachsen, behindern sogar den anderen in seinem Wachstum. Auf dem Gemälde oben neigt sich sogar jeder ein wenig zu seiner Seite hin, die Frau zum Reich der Venus, der Mann zum Reich des Mars.
Zweitens: Frau und Mann sind ganz verschieden. Links, die Frau, hat einen dicken Stamm und ist sehr gut mit der Erde verwurzelt. Sie geht in die Breite und repräsentiert die Fülle. Der Mann hat einen schmaleren, aber festeren Stamm, der wie ein Pfeil, gleich einer Rakete zum Himmel weist. Schlank und knochig ragt er in die Höhe. Seine goldenen Eier sind seine Kraftbrunnen. Er versprüht und verschwendet sich in schöpferischem Tun. Die Frau links ist ein Garten mit einem spiralartigen Labyrinth von Wegen. Sie webt mit dem silbernen Faden des Mondlichts. Im Zentrum ist ihr Schoß, die Yoni mit der Lustperle. Darin verliert sich alles…
Drittens: Zwischen beiden entsteht Strom, wenn sie für sich stehen und Distanz haben. Das ist der Magnetismus der Anziehung zweier Gegensätze der zwischen Frau und Mann fließt. Es sind Energiewellen, manchmal auch Feuerflammen. Es ist ein Liebesspiel, manchmal auch ein Kampf, der daraus entsteht. Am schlimmsten jedoch ist Langeweile und Abstumpfung, wenn beide zu nah beieinander stehen, wie heute in der Uni-Sex-Gesellschaft propagiert. Die Gleichmacherei tötet immer mehr die Erotik und den Respekt vor dem anderen Geschlecht. Das spannungsreiche Spiel ist gelb und orange, golden und rot. Es ist Lust, Wonne und Erfüllung, aber auch Entzweiung und Krieg, an dem sich beide verbrennen können.
Was ist also die Kunst?
Die Spannung zu halten, ohne sich gegenseitig zu sehr zu verbrennen oder gar einzuäschern.
Und wie gelingt das?
Indem Du immer wieder Distanz bewahrst und die Verwurzelung mit Deinem eigenen Ursprung, Deinem Geschlecht pflegst. Und: Indem Du Dich nie zu sehr in den Garten des anderen Reiches hineinbegibst und einmischst. Das ist wahre Liebe, sich in Respekt verneigen, ohne zu verstehen.
Lass das andere Geschlecht ein Mysterium bleiben, vor dem Du stehst…und immer mal wieder unglaublich darüber staunst….