Am Freitag, 24. November 2016 ist Fidel gestorben, der große Revolutions-führer, der Cuba veränderte gemeinsam mit Ernesto (Che) Guevara. Zu Lebzeiten war ich nie so gut auf Fidel Castro zu sprechen. Und ich habe als junger Mann Mahatma Gandhi verehrt, der gewaltlos durch die Kraft des Charakters äußere Umstände ändern wollte, nicht bewaffnet wie Fidel und Che.
Doch mit dem Land Kuba und den Menschen verbindet mich ein tiefes Gefühl. In 14 Reisen lebte ich mit den Kubanern privat in ihren Häusern, sprach ihre Sprache, aß ihr Essen und erfuhr von ihren Freuden und Sorgen, tanzte und sang mit ihnen, trank mit ihnen Rum tauchte ein und spürte etwas von ihrem Blut. Ich habe nicht nur das Touristen-Klischee von Kuba erlebt mit Zigarren, Rum, Salsa und Mädchen, sondern auch die Schattenseite in den Hinterhöfen und auf der Straße. Ich erfuhr die Gedanken der einfachen Menschen.
Fidel ist sowas wie die Identität und der Vater dieser Nation, mehr noch von ganz Südamerika. Als ich von seinem Tod hörte, setzte ich mich auf mein Bett und weinte spontan.
Nein, ich bin kein Befürworter von gewaltsamen Revolutionen und meist ganz unpolitisch. Doch Fidel Castros Tod ist ein Verlust für die Welt, weil er innere Stärke gezeigt hat und Charakter als Idealist, als einer der vorangeht und als Visionär. Er hat dafür gesorgt, dass man an jedem Ort Kubas als Mann oder Frau ohne Angst auch nachts über die Straße gehen kann; ohne Angst vor Gewalt oder Diebstahl. Er hat die Kubaner zu friedlichen Menschen erzogen und dem Land eine Struktur und Ordnung gegeben. Das ist fast überall in Südamerika nicht der Fall. Und er hat dafür gesorgt, dass jeder Kubaner medizinisch kostenlos versorgt wird. Ebenso hat er für südamerikanische Verhältnisse ein relativ hohes Bildungsniveau geschaffen. Und es gibt in Kuba keinen nennenswerten Drogen-Konsum oder –Handel.
Seine größte Leistung meine ich, war es aber, dass er geschafft hat, über 50 Jahre lang, als Anführer eines kleinen und sehr armen Landes der Großmacht USA nur wenige Kilometer vor seinen Toren zu trotzen und die Unabhängigkeit zu bewahren. Durch unglaubliche Intelligenz und immer wieder kluge Schachzüge hat er sich mit den richtigen Mächten verbündet, so dass die USA das Land nie besetzen und einkassieren konnten. Durch seine flammenden Reden hat er Kuba moralisch unangreifbar zu einer Weltmarke geistiger Art gemacht. So hat er um die kleine Insel mit rund 12 Mio. Einwohnern einen geistigen Schutzwall gezogen, den niemand durchbrechen konnte. Er hat die Supermacht geärgert wie kein anderer auf der Welt. Und das nicht durch Macht und Militär sondern durch Klugheit und Taktieren – und durch seinen tiefen Glauben an seine Ideale und Visionen.
Ja, Fidel hatte auch eine Schattenseite wie eben auch das ganze sozialistische System. Er hat Andersdenkende ins Gefängnis geworfen und freie Meinung unterdrückt. Er hat es nicht geschafft Cuba aus der tiefen Armut zu führen, aber das hat auch kaum ein anderes Land der Karibik und Südamerikas geschafft. Dennoch waren und sind Kubaner aufs Ganze gesehen glücklichere Menschen als z.B. Deutsche, die trotz des extrem hohen Wohlstands-Niveaus unter Sorgen und Zukunftsängste leiden und denen die ständige Unzufriedenheit ins Gesicht geschrieben steht. Und – ja – das Tragische am Sozialismus ist, dass man dort kein eigenes Geschäft aufmachen kann und Eigeninitiative und Verantwortung nicht belohnt wird. Aber das ist die Krux des ganzen Kommunismus. Nicht das Verschulden von Fidel – sondern liegt in der Schwäche des menschlichen Egos begründet, dass noch nicht reif ist für ein kommunistisches Paradies in dem alle gleich wohlhabend sind und keiner nach mehr Reichtum strebt als die anderen, sondern alle nach mehr Menschlichkeit. Was die Amerikaner „Demokratie und Freiheit“ nennen, ist in Wirklichkeit oft die Herrschaft der Dummen und das Diktat des Geldes. Es gibt in den USA keine religiöse und spirituelle Substanz, keine wahre Kultur jenseits vom Protzen mit äußerem Status und einer perfekt glänzenden äußeren Fassade. (Sogar in indischen Ashrams habe ich auf meinen Reisen amerikanische Yoga-Devotees getroffen in deren Reden jedes dritte Wort ‚Dollar‘ war.)
Der Schatten der USA – Gewalt und Todschlag auf den Straßen, jeder besitzt ein Gewehr aus Angst, umgebracht zu werden. Mit der modernen Kolonialisierung anderer Länder durch die USA wird auch genau dieser Schatten in die besetzen oder wirtschaftlich manipulierten Länder kommen. Der Präsident der USA hat keine Macht mehr, aber Großkonzerne wie Microsoft, Google, Apple, Amazon, Ebay, Facebook zwingen unter dem Deckmantel der Freiheit und Kommunikation der ganzen Welt ihren versteckten Raubtierkapitalismus mit gefühlloser Kälte und schonungsloser Härte auf. Sie verkaufen Dinge, die schädlich für Geist und Kultur sind und tun so als ob es die besten Errungenschaften der Menschheit seien, vor denen man niederzuknien hat. Ja ich spiele mit, benutze Google, doch ich brauche es nicht für meine Seele. Genauso wenig wie ich Facebook für Freundschaft und Verbindung mit Menschen brauche. Ich mache das nach wie vor persönlich und körperlich indem ich in Augen schaue mit Menschen spreche und sie umarme. Ich habe keine verkrüppelten Finger, weil ich den ganzen Tag auf einem Display herumwische. Ich weiß noch wie feuchte Haut riecht und spüre meinen Atem im Hier und Jetzt. Ich verstehe Menschen indem ich umarme, nicht in dem ich whatsapps verschicke den ganzen Tag. Das interessiert mich nicht.
Zurück zum politischen Diskurs.
Die Nachbarstaaten von Kuba, z.B. dominikanische Republik oder Haiti oder Puerto Rico, oder Jamaika, die mehr oder weniger Satelliten-Staaten der USA sind, haben neben wenigen Reichen ein Heer von genauso armen Menschen, wie es die Kubaner sind, mit dem Unterschied, dass dort die Kriminalitätsrate und Gewalt sowie der Drogenmissbrauch sehr viel höher sind.
Und meist geht der Kapitalismus – das Streben nach mehr materiellem Wohlstand – einher mit dem Absinken von anderen kulturellen Werten.
Der größte Schatz der Kubaner ist die Kultur ihrer Musik. Kein Land der Welt hat so viele Musikstile und Rhythmen hervorgebracht wie Cuba. Keines hatte so großen Einfluss auf alle modernen Musik-Richtungen der Welt, angefangen vom Jazz, der inspiriert wurde von Exil-Kubanern in New Orleans über Salsa und Cha Cha, Son und sehr viele Musikstile die hier keiner kennt. Ebenso die ganze Pop- und Rockmusik der modernen Zeit wurzelt in Kuba, weil genau dort als erstes die afrikanischen Rhythmen der Sklaven mit den Melodien der Spanier und Europäer zu etwas Neuem verquickt wurden. Kuba ist die Wiege der modernen Musik der Menschheit. (Vielleicht gab es die Hochkultur von Atlantis wirklich einst dort wo heute die Insel von Kuba liegt?)
Ja, die Kubaner sind alle sehr begabte Musiker und Tänzer und Künstler und verstehen es den Moment zu feiern viel mehr als wir. Diese Schönheit des Lebens können sie die ganze Welt lehren.
Ich sehe der sogenannten „Öffnung“ Kubas für die freie Marktwirtschaft und die Annäherung an die USA mit großer Sorge und auch mit Trauer entgegen, Trauer um ein weiteres verlorenes Paradies. Denn sobald die USA in Kuba einsteigen mit Tourismus und Investitionen in Joint Ventures – sieht Kuba aus wie jede Großstadt der Welt mit McDonalds und Cola und den Junk-Food-Gastronomie-Ketten….ein Sterben der kubanischen einzigartigen Kultur. Und alles wird sofort doppelt so teuer. Und es wird nicht mehr das soziale Element in den Familien so stark sein, die sich alle gegenseitig helfen, sondern es wird Neid und Gier zunehmen und jeder wird versuchen, sich so viel wie möglich vom neuen Kuchen zu sichern. Das könnte genauso wie in China enden. Staatsdiktatur mit einigen Millionären und einem Heer von Armen, die von ihren eigenen Landsleuten ausgebeutet werden.
Das Schlimme, die meisten Kubaner selbst sehen das anders – auch verständlich weil so lange so arm. Sie haben kein anderes Bedürfnis als materiellen Wohlstand und blenden dafür alles andere erstmal aus. Ebenso wie so viele Länder der Welt schauen sie via Internet auf die Illusions-Kultur von New York als Leitbild und ahmen nach, was US-Amerikaner als Werte ansehen, die aber keine sind. Wer nur nach Dollars und Status strebt, ist in der Tiefe innerlich verunsichert und lebt aus der Angst heraus.
Das einzige Streben der USA – wegen innerlicher Identitäts-Losigkeit – ist die Demonstration von äußerer Macht durch Hochtechnologie, Geschäftstüchtigkeit und Militärpräsenz. Das sind keine Werte. Niemand auf der Welt sollte sie anstreben, weil sie nicht zu Liebe, Frieden und Glück führen.
Ein Amerikaner lebt an der Oberfläche und will für alles schnelle und einfache Lösungen. Das entspricht nicht der Wirklichkeit, die viel komplexer und tiefer ist.
Ja, auch ich habe weder ein besseres System noch eine Lösung für das moderne Kuba. Letztlich entscheidet nicht das politische System sondern die Menschen die dort leben und ihr freier Wille.
Was lernen wir aus dem Wirken von Fidel Castro? Und was hat das mit Tantra zu tun?
Auch wir Tantriker sind Umstürzler und Revolutionäre, leben nach unserer inneren Wahrheit und schwimmen gegen den Strom. Wir haben Eigensinn wie Fidel und es ist uns egal was die Nachbarn, die anderen über uns denken und sagen.
Wir Tantriker sind Idealisten und sehen ein Paradies vor uns, wie die Welt sein könnte. Das leben wir in unseren Zusammenkünften und Seminaren, wie eine ideale Kommune auf Zeit. Wir leben zwar in dieser Welt und doch wie auf einem anderen Planeten wo Liebe und Gemeinschaft und Lebensfreude im Überfluss strömen.
Wir Tantriker sind Visionäre. Wir erspüren unsere Träume und Herzenswünsche und haben den Mut sie Schritt für Schritt umzusetzen, egal was andere denken, egal was alte Moral oder die ‚politische Korrektheit‘ uns verkaufen.
Wir Tantriker sind FIDEL.
„Lieber Fidel, die Große Göttin behüte Deine Seele. Mögest Du in Deinem Himmel glücklich sein auch wenn Du es nicht geschafft hast ihn ganz auf die Erde zu bringen. Möge Dein Vorbild uns immer ermutigen und Kraft geben, UNSERE Wahrheit zu leben und dafür einzutreten. Das braucht die Welt so sehr!
Denn das kann keiner allein, da müssen alle mitmachen und unser Ich ist oft zu schwach. Die Liebe sei mit Dir!“