Liebe Leserin, lieber Leser! „Liebe ist Egoismus!“ Das war der Knaller-Satz des Abschluss-Wochenendes unserer 21. Tantra-Ausbildung. Ein lieber Teilnehmer äußerte ihn in seiner Abschluss-Rede. Ich solle das so gesagt haben…(habe ich nie, aber vielleicht in ähnlicher Weise.) Der Satz ist sehr kraftvoll und echt krass. So viel Entrüstung er auslösen mag und wie provokativ er sich anhört…das ist Tantra, so wie es sein muss, Aufrütteln, Wachmachen, die eigenen Grenzen überschreiten. Dieser Satz fördert Wahrheit zu Tage. Insofern, dass wir so oft unsere eigene Göttlichkeit vergessen und so handeln und leben, als wenn alle anderen göttlich seien – nur wir selbst nicht – oder weniger wertvoll. Das soll nicht sein. Das ist nicht der Plan der Liebe der Großen Göttin. Es gibt drei Formen der Liebe:
- Die Liebe zum Göttlichen
- Die Liebe zu Dir selbst
- Die Liebe zu den Nächsten
Davon ist in meinen Augen die Liebe zu Dir selbst am Schwierigsten und am Wichtigsten in dieser Zeit. Denn erst darüber kommen viele zu der Liebe zum Göttlichen, welche die Essenz ist. Denn „Liebe Gott!“ oder „Du sollst Deinen Nächsten Lieben!“ funktionieren heute nicht mehr – als moralische Gebote, sie werden nicht mehr verstanden und umgesetzt.
Rücksichtslosigkeit, Ellbogenverhalten, verletzendes Machtausüben, Gewalt und Zerstörung kommen nie aus Liebe zu sich selbst, sondern sind geboren aus Selbstverurteilung, Selbstabwertung verbunden mit Schuldgefühlen und Selbsthass.
Hat der Attentäter vom Berliner Weihnachtsmarkt aus Liebe zu sich selbst den LKW in die Menschenmenge gesteuert? Oder aus tiefer innerer Schuld und dem Willen nach Selbst-Zerstörung? Wer mit sich selbst wirklich freundlich, ehrlich und warmherzig umgeht, wie könnte er anderen Böses zufügen? Das ist auch das Wort von Jesus, das wir neu verstehen dürfen.
Ich bat meinen Schüler später „Liebe ist Egoismus“ noch weiter zu erläutern und er schrieb mir folgende, starke Worte, die ich selbst nicht besser hätte finden können.
„Lieber Lucian, vielen Dank für dein Feedback. Ich fühle mich geehrt, Dir meine Gedanken und Erfahrungen mitzuteilen. Die egoistische Liebe ist die Liebe zu mir selbst, der Weg zu meinem Wesen. Sie ist die Verantwortung zu mir selbst, zu meinen Gedanken und Gefühlen. Sie macht sich bei mir hauptsächlich durch Stimmen bemerkbar. Am Anfang waren sie laut, damit ich sie höre, denn ich war vor einigen Jahren aus meiner Mitte gekommen, von mir selbst abgerückt. Die Stimme sagte mir: „So geht das mit mir nicht weiter. Ich funktioniere nur noch und erfülle die Erwartungen anderer. So habe ich eine gut dotierte Führungsposition gekündigt und bin ins Sabbatical gegangen, ein Jahr Auszeit. Dies hat Mut und Entschlossenheit von mir gefordert. Den Mut, mich für mich zu entscheiden. Vor einiger Zeit hat mir jemand gesagt: „Mut ist, wenn die Vision größer ist als die Angst.“
In dieser Zeit habe ich viel in mir gespürt und gehört. Die Stimmen waren anfangs stark und laut. Ich begann zu differenzieren, zwischen den lauten nach außen orientierten Stimmen – für den „kranken“ Egoismus aus dem Mangel heraus – und den etwas leiseren, für den „gesunden“ Egoismus zur Liebe zu mir selbst. Und ich folgte ihnen, was mich immer mehr in meine Mitte – und auch zu Dir, lieber Lucian – brachte. Ich trennte mich von Menschen, Organisationen und lernte ungute Verhaltensmuster loszulassen. Hier zitiere ich noch einen wichtigen Satz von Dir. „Es ist mein Recht, andere Menschen zu enttäuschen“. Ihre Erwartungshaltung nicht zu bestätigen und somit nicht „funktionieren“ zu müssen, genau das ist die egoistische Liebe zu mir.
Diese drei Sätze:
- Liebe ist egoistisch
- Es ist mein Recht andere Menschen zu enttäuschen
- Mut ist, wenn die Vision größer ist als die Angst.
bilden ein wunderbares Dreieck, das mir hilft zu meinen Wesenskern zu kommen. Für mich ist das ein wunderbarer Rahmen, der in meinen Alltag eingeflossen ist. Die Stimmen sind mittlerweile sehr leise geworden und ich muss schon genau hinhören, was sie sagen. Es sind oft die kleinen Dinge im Alltag, die die Stimmen sagen, z.B. wenn sich jemand etwas von mir wünscht fühle ich zuerst und höre dann eine leise Stimme, die mir sagt, ob es mir jetzt guttut der anderen Person einen Gefallen zu tun, oder selbst für mich etwas zu tun. Wenn ich mich dann für die andere Person entscheide, so tue ich es mit Bewusstheit und damit ist es auch die Liebe zu mir selbst.
Beispiele:
Susanne hatte am der vorletzten Wochenende ein für Sie großes Problem. Maria hat Susanne daraufhin angesprochen gefragt, ob ich ihr helfen soll und mich auch gefragt. Ich spürte in mich hinein, ob es mir auch guttun würde. Und fühlte ein JA. So half ich Susanne und bekam durch ihre Reaktion ein sehr schönes Feedback und freute mich, dass ich ihr helfen konnte. Wir haben beide davon profitiert.
Anfang des letzten Jahres fragte mich mein Chef, ob ich Interesse an einer Geschäftsführer-Position in Flensburg hätte. Ich spürte in mich hinein und hörte sehr schnell ein klares Nein. Dies teilte ich ihm mit und begründete es auch sachlich. Im Nachhinein stellte sich heraus, dass diese Entscheidung aus beruflicher und privater Sicht die Richtige war. Früher hätte sich mein Ego darüber sehr gefreut und auch durchgesetzt.
Meine Partnerin Maria lag auf dem Sofa und wollte mit mir kuscheln. Ich fühlte in mich hinein und hörte eine leise Stimme, die mir sagte, dass ich lieber etwas lesen möchte. Ich sagte es ihr und Maria war erstaunt. Ich ging lesen. Hinterher sagte mir Maria, dass sie es bewundert hat, wie klar ich für mich eingestanden bin. Ich fühlte beim Lesen, dass es für mich die richtige Entscheidung war und wurde auch hinterher dafür von Maria bestätigt.“