Manchmal graust es mich, wenn ich Paare innerhalb einer Tantra-Gruppe beobachte. Bitte nicht falsch verstehen, ich liebe Paare und unterstütze sie mit allen meinen Kräften. Doch wie in einer Komödie wird Partnerschaft manchmal zu einem Lehrstück in jenen verzweifelten Besitzstands-Wahrungs-Manövern, die manche Menschen mit Liebe verwechseln. Da geht es dann um Festhalten, um Einschränken, um Macht, um Status, in dem Liebe zu einem romantisch verbrämten Aktienmarkt wird.
Hat man erstmal seinen Partner „endlich“ gefunden, wird dieser nach Art eines klammerfreudigen Beutel-Tier-Babys komplett umschlungen, und zwar körperlich wie emotional. Das führt für beide zu einer Stagnation des geistigen Wachstums. Und wie wir aus der Natur wissen: Ein Baum, der nicht mehr wächst, der stirbt. Das neue „Wir“ führt zu einer bewussten oder unbewussten Abkapselung – aus Angst, die intime Zweisamkeit in der Gruppe zu verlieren.
Ja – in der Tat – diese alt hergebrachte romantische Intimität hinter verschlossenen Türen verlierst Du ab einem bestimmten Punkt im Tantra – dafür bekommst Du aber einen reichen Korb von neuen Geschenken und die Garantie, dass Deine Beziehung noch viele Jahre lebendig bleibt und sich sehr positiv weiter entwickeln wird. Damit die Liebe sich weiterentwickelt, braucht sie immer wieder das Ausbrechen aus Routine und Grenzüberschreitungen, sie braucht das NEU.
Ja, das dürfen wir uns so manches Mal eingestehen, wie stark das Ego sich in der Mann-Frau-Liebe zeigt. Dieses Ego ist nur eine Reaktion auf Verletzungen und Schocks der Vergangenheit und deshalb zuvorderst stets auf der Suche nach Sicherheit. Dadurch wird der Partner offen oder subtil gewaltsam einschränkt. Das Dumme ist nur, dass das Streben nach Sicherheit, alles Schöne und Ekstatische langsam und schleichend lähmt und dann schlussendlich tötet. Die intelligentesten und mächtigsten Männer und Frauen dieser Welt verhalten sich sowohl in der Liebe als auch in der Partnersuche zwischen Mann und Frau wie Babys. Das kann ich mir immer wieder amüsiert anschauen.
Tantra lehrt uns, dass die wertvollsten Güter dieser Welt: Glück, Liebe, Frieden nicht besessen, nicht festgehalten werden können, wir können uns nur dafür öffnen und das hat mit Verletzlichkeit und Unsicherheit zu tun. Wir können uns das nur jeden Moment durch Achtsamkeit und Mitgefühl wieder neu erarbeiten. Das hat damit zu tun, sich die Blöße zu geben anstatt die Fassade zu wahren. Die reife Liebe fängt damit an, für sich selbst, alle seine Gefühle, seine Lust, seine Sexualität, die volle Verantwortung zu übernehmen und niemals die Schuld oder den Fehler beim anderen zu suchen oder zu finden. Die reife tantrische Liebe ist die Fähigkeit, bei sich bleiben zu können, was oft fürchterlich unbequem ist, nämlich seine eigenen Schatten anzuschauen und auszuhalten. Aber es gibt keine gute Alternative.
Ja, die tiefe Liebe läuft manchmal in offene Messer, dennoch gibt es keine Alternative als die Leblosigkeit. Und es geschieht erschreckend schnell, dass aus dem Rausch der Verliebtheit, die Öde im Schlafzimmer wird und dann auch bald das endgültige Aus, um sich erneut dem Zyklus der Täuschungen hinzugeben mit dem nächsten Partner.
Alle die zu viel Arbeiten (Flucht, das Bedürfnis nach Bestätigung und Anerkennung, Selbstbetäubung) und die zu wenig Sex haben, essen zum Beispiel zu viel oder trinken zu viel Alkohol und werden dick. Tantra tritt ein für viel mehr gelebte Sinnlichkeit und schöne ans Herz angebundene Sexualität, gleich ob mit dem Partner oder einer anderen Person.
Durch diese tantrische Offenheit in einer Beziehung entstehen Wachstum und ekstatische Glücksmomente. Die Eifersucht löst sich für immer auf, denn die Angst wird durch Vertrauen ersetzt. Jeder gönnt der geliebten Person stets alles Glück, allen Genuss. Die einzige Begrenzung liegt in gemeinsam verbrachter Qualitätszeit, weil auch in der Liebe der Tag nur 24 Stunden hat. Der Fokus liegt auf dem Göttlichen Kern und der ist überall sichtbar, im Partner aber auch in jedem anderen Menschen, Geschöpf.
Ich bin allerdings auch kein Verfechter der sogenannten „Polygamie“ „Polyamorie“ die manche falscherweise mit Tantra gleichsetzen. Sie sind gleichsam einem politischen System. Man will über –ismen, ein neues Dogma für Beziehungen erschaffen. Ich bin für Offenheit ohne Systeme. Jeder darf die Wahrheit des Momentes leben. Dadurch wird das heute so verfahrene Beziehungsthema auf wundervolle Weise erlöst für immer, und eine neue Welt der Schönheit tut sich für Dich auf.