Tantra strebt mehr Hingabe im Leben an. Dafür ist die Grundlage das Annehmen dessen, was ist. Oh, wie schwer mir das in meinem Leben allzu oft fiel. Wie begeistert oder zerknirscht ich gegen alles und jedes ankämpfte, was mir nicht genau in den Kram passte. Wie entschlossen ich mit ganzer Kraft gegen das gefochten habe, was ich nicht wollte oder das, was ich wollte betrieb, um es durchzusetzen. Doch irgendwann wurde ich des Kämpfens und Widerstand-Leistens müde.
Und auch bei genauem Hinsehen waren die Ergebnisse oft nicht glücksbringend oder trugen nicht zum Frieden bei.
Daher lohnt es sich, das Prinzip des Annehmens zu verstehen und anzuwenden.
Das Annehmen ist der Gegenpol zur Willensdurchsetzung. Ja, der feige Mensch vermeidet es oft, aus Mangel an Mut und Schwäche. Das ist hier nicht gemeint. Sondern: der freie Wille kann auch dazu benutzt werden zu sagen: ‚Ja, ich will annehmen!“
Und so ist das Erschaffen und das Annehmen wie Yang und Yin, wie Männlich und Weiblich eine Polarität, die bei uns im Westen nicht mehr ausbalanciert ist, weil wir das Annehmen verlernt haben.
Wenn wir ungünstigen Umständen begegnen oder Menschen, die Widerwillen in uns auslösen, wie reagieren wir normalerweise darauf?
Mit Widerstand? Langeweile? Frustration? Betäubung? Trauer? Flucht? Schuldgefühlen? Selbstabweisung? Selbstmitleid? Müdigkeit? Trägheit, Lethargie?
Oder: Mit ANNEHMEN?
Was so passiv scheint ist eine ungeheuer kreative aktive Leistung eines Menschen, denn ES WANDELT DIE UMSTÄNDE. Es wandelt die Situation und die Wahrnehmung vollständig. Und auch ein Mensch, den Du vorher abgelehnt hast, in dem siehst Du plötzlich liebenswerte Anteile und DICH.
Das alles kannst Du dann umarmen.
Hellinger benannte sein persönliches Lebensprinzip, mit dem er stets gut gefahren war, einmal knapp: ICH STIMME ZU.
Annehmen Transformiert eine Situation und macht sie leicht und lösbar. Doch braucht es diesen kleinen Schritt über das Ego hinweg, diesen kleinen Moment des Abstand-Nehmens und tief Durchatmens, die Bewertung rausnehmen und dann lacht die Welt Dich mit neuen Augen an. Wo Schatten war, scheint die Sonne. Wie lieblich die Welt dann wird, frei von Angst, wie voll des Segens und des Glücks. Und welche Freude ist es, eine kleine Weile an einem solch glücklichen Ort zu verweilen.