Im Tantra wird die weibliche Gottheit verehrt – in allen Aspekten und vielen Formen, die Kali, die schwarze und die weiße Madonna.
Kali ist Schrecken
Kali ist expressiv und wild mit herausgestreckter Zunge.
Aber nur für das falsche Ego ist das erschreckend, weil sie alles wegreißt und zerstört, weil sie uns verlieren lässt das, an das wir anhaften. Sie ist laut und knallend und kommt polternd! Es sind die Schreie eines Schlachtfeldes zu hören.
Sie ist die Katastrophe unseres Lebens. Es schmerzt, wenn wir unsere Anhaf-tungen spüren und verlieren.
Jede Entwicklung und jedes Wachstum braucht Kali-Energie.
Maria ist die all-liebende in Bescheidenheit
Die „Regina della Amore“ = Königin der Liebe in Italien, als schwarze Madonna in der Ostkirche bekannt oder als „Virgen de Cobre“ z.B. in Kuba als Schutzheilige.
Maria ist die hintergründige Kraft, die unendlich demütig und bescheiden auftritt, denn strahlt sie eine so große Macht der Liebe aus. In Sanftheit und fast schüchtern und versteckt – in der Kirche oft in einer dunklen Neben-Nische, ist sie nicht gleich zu finden. So steht Maria für die alles mitfühlende und alles verzeihende ideale Mutter, die selbst ganz schlicht ist und nicht im Hintergrund bleiben möchte, fast unsichtbar. Sie ist nicht vordergründig sondern sehr schlicht, fast unscheinbar und hintergründig, nur ein Gefäß.
Sie ist nicht laut, sondern leise und zart. Wie ein Baby können wir ihrer Liebe immer gewiss sein.
KALI ist MARIA und MARIA ist KALI
Kali enthält auch Maria und Maria enthält auch Kali, wie Yin und Yang.
Beide sind nur zwei Seiten einer Münze, und beides ist notwendig für Entwicklung und Wachstum.
Lass uns also weder Maria noch Kali verdrängen sondern unsere Lust an der Vergänglichkeit und am Verlieren zelebrieren genauso wie die Lust an der Geborgenheit und Gnade und die Weichheit der Vergebung und des Verzeihens… Denn der Teufel verzeiht nie und ist immer auf Rache und Krieg aus. Maria verzeiht immer, auch das Schlimmste, wenn jemand reumütig und einsichtig ist.
Warum lässt die große Göttin Kali uns umherirren? Ist das nicht grausam?
Es ist Kalis Wille, dass wir ein bisschen umherirren.. Es ist ihr großer Spaß. Gott hat die Welt zu seinem Vergnügen geschaffen. Man nennt das Mahamaya Die große Illusion. Deshalb muss man Zuflucht nehmen zur Göttlichen Mutter, der kosmischen Kraft. Sie hat uns in diese Täuschungen verstrickt. Man kann die Große Göttin KALI nur erkennen, wenn alle Täuschungen überwunden sind.
Gedicht von Premdas
Der milde Frühlingswind des neuen Tages
Weckt neue Freudenwellen
Sanft weht er auf die Erde
Den Duft der Liebe der Göttin nieder,
bis alle Yogis ganz berauscht von dieser Liebe,
in Seligkeit versunken sind.
Auf dem Meer der Welt entfaltet sich
Der Lotus dieses neuen Tages.
Oh, siehe da die MUTTER sitzen,
von segensvoller Majestät umhüllt!
Sieh wie die Bienen dort den Nektar schlürfen,
vor Freude wie von Sinnen!
Sieh, wie der Mutter Antlitz strahlt,
das so bezaubert alle Herzen
und zieht in ihren Bann das ganze All!
Um ihre Lotusfüße sammeln sich Scharen trunkener Heiliger,
vor Freude tanzend.
Wie unvergleichlich ihre Schönheit ist!
Wunschlosigkeit ohne Ende
Durchzieht das Herz, wenn Sie erscheint.
O Bruder, sagt Premdas,
demütig bitt ich dich und alle andern,
singt der MUTTER Preis!
Kali befreit uns von allem Schrecken und aller Anhaftung an falsche Sicherheiten!
Kali schiebt und schubst Dich vorwärts, heraus aus Deiner Bequemlichkeit, damit Du Dein ganzes Potential ausschöpfst und jede noch so versteckte Angst ans Tageslicht bringst um sie aufzudecken und zu erkennen als Trugbild von unserem eigenen Verstand erschaffen.
Mit der rechten Hand gewährt Kali ihren Kindern Wohltaten, mit der anderen löst sie ihre Furcht auf. Sie verbindet den Schrecken der Zerstörung mit der Versicherung mütterlicher Zuneigung, denn sie ist die gleichzeitig liebende Mutter und die Wohltäterin.
Was wie ein Verlust erscheint, ist in Wirklichkeit der Anfang von einer guten neuen Phase. So fegt Kali alles hinweg, was dem Glück und der Lust im Wege steht