Wie habe ich es verschlungen und aufgesogen, das Parfüm, Roman von Patrick Süskind, das Beste was ich seit Hermann Hesse gelesen habe, ein Kleinod deutscher Literatur. Und jetzt ist es in die Kinos gekommen. Und: Der Film ist sogar gut. Der Film bricht mit üblichen Hollywoodmustern, bringt seine Botschaft mehr schweigend als redend herüber; in den Momenten der Bilder und der Musik, die versuchen die Wunderwelt der Gerüche zu transportieren. Vielleicht ist Geruch noch viel mehr Gefühl als Anblick oder Berührung. Geruch hat die Macht der Erde. Während und nach dem Lesen des Romans konnte ich mit meiner Nase mehrere Wochen lang weitaus feinere und intensivere Nuancen an Geruch wahrnehmen als üblicherweise.
Was hat der Roman und Film mit Tantra zu tun?
Es geht um den Geruchssinn eines genial begabten Menschen. Und es geht um Perversion und Mord. Doch der Mord fühlt sich nicht wie Mord an, weil er im Geschehen eher die Nebensache ist. Die Hauptsache ist die uns fremde Innenwelt der Hauptfigur Jean-Baptiste Grenouille, einem primitiven und gleichzeitig hochbegabten Menschen, der auf der Suche nach sich selbst ist.
Er möchte die Liebe der Menschen auf sich ziehen, ihre ganze Aufmerksamkeit durch einen ungeheurlich zauberhaften Duft, dem niemand widerstehen kann. Diesen Duft stellt er als Parfüm aus dem Geruch von Jungfrauen her, die dabei alle ihr Leben lassen müssen. Welch grausamer Gedanke allein. Alles Tabu des Verbotenen einer Schattenwelt kommt hier zum Ausdruck. Und es geht an Grenzen, an äußerste Grenzen. Genau wie manches mal im Tantra. Tantra ist das Reine, genauso wie das Unreine. Wer sich mit Tantra beschäftigt, kommt nicht umhin in den Spiegel seiner dunklen Schatten zu schauen, der geheimen Sehnsüchte, der Todesängste, des Egoismus, der Gemeinheit und Gewalttätigkeit. Erst wenn der Tantriker alle seine Schatten kennt, wenn er weiss, dass er immer Täter und Opfer und jenseits davon ist, ist er erleuchtet. Darum geht der Tantriker durch das Dunkel und durchlebt und konfrontiert die eigenen „bösen“ und „ekeligen“ und „gemeinen“ Anteile. Das ist dann viel mehr als nur Erleuchtung – es ist höchste Verwirklichung. Es ist das unumstößliche Wissen der Erfahrung.
Die Hauptfigur im Film hat keinen Geruch und kann sich selbst nicht riechen und daher sich selbst auch nicht erkennen. Deshalb weiss Jean-Baptiste auch nicht, was Liebe ist. Er kann nicht Lieben und wird nicht geliebt. Er kann manipulieren – eine riesige Menschenmenge mit seinem magischen Parfüm in höchste Liebesekstase versetzen, aber sein höchster Wunsch, zu lieben und geliebt zu werden geht nicht in Erfüllung. Ein Film über Macht, Ohnmacht, Ekel und ewige Schönheit. Ein unerklärlicher Film, geformt aus einem unerklärlichen Jahrhundertroman eines Genies, des Autors Süskind.
Endlich ein Film, in dem der Geruchssinn gefeiert wird.
Menschheitsgeschichtlich ist es der älteste Sinn, der früheste und dem Wurzelcakra zugeordnet. Starke Gerüche wecken das Wurzelzentrum; besonders, die dumpfen, herben, strengen und tierischen Gerüche, wie Moschus, Patschouli, Nelke, Zeder, Ambra, Zibet.
Die blumigen Gerüche wie Geranium, Ylang Ylang, Orange und natürlich besonders Rose und Jasmin erwecken das Herz. Die ätherischen, frischen Düfte wie Pfefferminz, Tanne, Eucalyptus, Kampher machen den Kopf frei und rein.
Geruch bewusst wahrzunehmen, verbindet uns mit der Erde, dem Ursprung, dem Wurzelzentrum. Wir üben das im Tantra. Ich übe es auch täglich beim Joggen im Wald, in meinem Garten, beim Essen…tief einatmen kostet nichts, aber manchmal bist Du mitten im Paradies….