Lucian's Tantra-Essaysabstrakte zeichnung einer single frau

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Warum steckt in uns neben der Sehnsucht auch die Angst vor Sinnlichkeit?

Weil sie so eng mit dem Tod verbunden ist. Wie die Franzosen sagen, ist der Höhepunkt der „kleine Tod“ (le petite mort). Wenn das Überschwemmen der sinnlichem Hormone in unserem Körper unseren Verstand hinfort fegt und für ein paar Momente aussetzen lässt, ist das für den modernen Menschen bedrohlich. Es wird wie Sterben erlebt, wenn die Kontrolle einmal komplett verloren geht.

Wir sind so erzogen, das unser ganzes Ich im Denken liegt.

Doch im Höhepunkt sind wir einen Moment lang im SEIN nicht mehr im Denken.

Der zweite Aspekt, wieso die Sexualität als bedrohlich, gefährlich und zumindest Ehrfurcht gebietend empfunden wird, ist die Tatsache, dass wir durch diese Energie Leben zeugen können. Und ein Kind in die Welt zu setzen, verändert alles in den Lebensumständen der Eltern. Auch das ist wie Sterben – nämlich für die bis dahin übliche Lebensweise.

Als Drittes spüren viele immer noch – bei aller Aufklärung – das sinnliche Verbot – das Tabu in der Moral der Religionen auf der Seele lasten. „Wenn ich Sensualität habe, dann tue ich etwas sehr Schlimmes, Böses, etwas Verbotenes….“

Und als viertes hat vielleicht der ein oder andere auch noch im Hinterkopf, sich durch Sinnlichkeit Krankheiten einfangen zu können und möglicherweise daran zu sterben.

In meinen Kursen erlebe ich immer wieder, wie Menschen mit Herzmeditationen und zärtlichem Streicheln wunderbar zurecht kommen, aber sobald es körperlich wird, haben sie Probleme. Das eine wird als heilig und „fein“ empfunden, das andere als schmutzig und abstoßend. Sobald die tierische Energie hinein kommt ist es plötzlich nicht mehr heilig, sondern „Missbrauch“. Doch die große Göttin hat uns die sexuelle Energie gegeben um daraus Kraft zu schöpfen. Das geht nur wenn der Verstand mit seinen Urteilen und Bewertungen nicht dazwischen kommt.

Wie können wir also Sinnlichkeit genießen, ohne uns zu sehr in Ängsten zu verkrampfen oder in übertriebener Nervosität zu verlieren? Wie können wir Sensualiät in Leichtigkeit und ohne Last leben? Ohne sie verflachen oder trivial werden zu lassen…Wie nehmen wir die Angst aus der Sinnlichkeit heraus, ohne das Besondere, das Heilige, das übermächtig Göttliche darin zu verlieren?

Genau dahin führt uns Tantra. Tantra dekonditioniert (entzieht und befreit) die sinnliche Energie aus aller Moral, bis nur noch die göttliche Schöpferkraft darin übrig bleibt. Wir sollen und dürfen Sensualität haben, um daraus besondere Kraft zu gewinnen für den Alltag, für alle Lebensbereiche. Im Tantra gibt es kein Zuviel in der Sinnlichkeit, höchstens ein zu wenig.

Die Rituale, Übungen und Massagen lassen Dich Frieden schließen mit dem Tier, dem Instinkt in Dir. Tantra lässt Dich die Sinnlichkeit feiern und ehren ohne in Angst oder Nervosität gefangen zu sein. So kannst Du die Sensualität viel tiefer und schöner genießen, und dennoch darin den Zauber und das Geheimnis zelebrieren.