Das menschliche Dasein ist ein Gasthaus,
jeden Morgen ein neuer Gast.Freude, Depression und Niedertracht –
auch ein kurzer Moment von Achtsamkeit
kommt als unverhoffter Besucher.Begrüße und bewirte sie alle!
Selbst wenn es eine Schar von Sorgen ist,
die gewaltsam dein Haus seiner Möbel entledigen,selbst dann behandle jeden Gast ehrenvoll.
Vielleicht bereitet er dich vor,
auf ganz neue Freuden.Den dunklen Gedanken der Scham, der Bosheit –
begegne ihnen lachend an der Tür
und lade sie zu Dir ein.Sei dankbar für jeden, der kommt,
denn alle sind zu Deiner Führung
geschickt worden aus einer anderen Welt.von Rumi (Sufi-Mystiker und Dichter)
Rumi, ich liebe ihn, sehr tantrische und leidenschaftlich schön formulierte Weisheit. Wer beherrscht schon seine Gedanken und Gefühle, dass sie ihn nie mit Düsterem überfallen? Niemand. Da sie nicht mit Gewalt zu beherrschen sind – oder nur auf Kosten der Lebendigkeit.
Deshalb ist es der tantrische Weg der gelösten Achtsamkeit, sie dasein zu lassen, sie anzuschauen, sie zu beobachten, ohne sich einzumischen, ohne etwas hinzuzufügen, ohne sie kontrollieren oder lenken zu wollen, ohne krampfhaft „positiv“ sein zu wollen. Tantra ist ‚Annehmen, was ist’ und zwar – in Dir.
„Annehmen, was ist“ sollte aber nicht missverstanden werden als esoterisch verbrämte Hängenmatten-Philosophie, als träge und faule Träumerei, als kraftlose oder ängstliche Untätigkeit. Nein, der Tantriker wird immer wieder Risiken eingehen und mutig Grenzen überschreiten, ohne zu wissen, was ihn jenseits davon erwartet.
Die Stimmungen und Gedanken und Gefühle, die kommen, anzunehmen ist aber ein weiser Akt der Demut und schafft Raum, schafft Distanz zur Identifikation, schafft innere Freiheit. Dankbar sein können,, auch für Dunkles…wenn Dir das gelingt, bist Du schon sehr weit gekommen auf dem tantrischen Weg;
Dann können wir leichter wandeln und ein Lied singen…manchmal….