Der Mensch ist eine Brücke zwischen Natur und Geist.
Nach dem Geiste hin, zu Gott hin treibt ihn die innerste Bestimmung – nach der Natur, zur Mutter zurück, zieht ihn die innigste Sehnsucht: zwischen beiden Mächten schwankt angstvoll bebend sein Leben.
Was die Menschen unter dem Begriff: „Mensch“ verstehen ist stets nur eine vergänglich-bürgerliche Übereinkunft. Gewisse roheste Triebe werden von dieser Konvention abgelehnt und verpönt, ein Stück Bewusstsein, Gesittung und Entbestialisierung wird verlangt, ein klein wenig Geist ist nicht nur erlaubt, sondern wird sogar gefordert.
Der „Mensch“ dieser Konvention ist, wie jedes Bürgerideal, ein Kompromiss, schüchterner und naiv-schlauer Versuch, sowohl die böse Urmutter Natur wie den lästigen Urvater Geist um ihre heftigsten Forderungen zu prellen und in lauer Mitte zwischen ihnen zu wohnen. Darum erlaubt und duldet der Bürger das, was er „Persönlichkeit“ nennt. Darum verbrennt der Bürger heute den als Ketzer, hängt den als Verbrecher, dem er übermorgen Denkmäler setzt.
Wir haben zwar das Recht, an uns zu verzweifeln, aber nicht das Recht, darum das Bild des Menschen für besudelt und verloren zu erklären. Und wir haben die Aufgabe, dies Bild, auch wo die Zeit ihm sehr zu widersprechen scheint, weiter in uns zu hegen und den Nachkommen zu vererben. Wir Tantriker leben in einer Welt, die oft blind ist. Aber durch unser eigenes Aufwachen und Sehen, können wir mehr Licht in uns und um uns herum verbreiten.