Was ist Tantra?
Was ist Tantra?
Was ist Tantra-Yoga?
Was ist die Herkunft?
Wann und wie ist das alles entstanden?
Informationen für alle, die etwas Genaueres über die Hintergründe einer jahrhundertealten Wissenschaft aus dem alten Indien erfahren möchten:
1. Lucian Loosen über die Bedeutung des Tantra
Das Wort Tantra entstammt dem altindischen Sanskrit und heißt wörtlich: „Gewebe, Zusammenhang, Kontinuum“. Du findest im Wörterbuch auch „Tantra“: 1. Webstuhl, Webkette, Gewebe; 2. Grundlage, Norm, Regel; 3. Lehrbuch, Lehre; 4. Literaturgattung magisch-mystischen Inhalts; 5. Zauberformel; 6. Mittel, Trick; 7. Arzneimittel; 8. Autorität; 9. Saite.
Das Sanskritverb „tan“ heißt ausbreiten, ausdehnen, das Suffix „tra“ bedeutet, daß etwas für eine andere Sache gut geeignet ist. So ist ein Mantra (man: denken) gut für das Denken, ein Yantra (yan: halten) gut zur Stütze, Tantra ist also etwas, das die Ausdehnung fördert, und zwar die Ausdehnung des feinstofflichen Körpers; es meint aber gleichzeitig, diese Ausdehnung selbst, und obendrein bezeichnet es auch ihre Wirkung.
a) Die Philosophie
Das Tantra ist ein ganzheitlicher Weg zur Verwirklichung Höchster Liebe. Das Tantra ist ein Übungsweg mit einer breitgefächerten Vielzahl an Methoden, Techniken und Ritualen. Das Ziel ist die höchste menschliche Verwirklichung.
Darunter ist ein Zustand größtmöglicher Erfüllung und Befriedigung zu verstehen. Das ist eins mit dem, was im Osten Erleuchtung, Nirvana oder Samadhi, d. h. absolute Verwirklichung genannt wird.
Es geht um das Bewußtsein, in dem der Mensch in tiefstem Frieden ist und höchster Glückseligkeit zugleich. Das ist Ekstase, das höchste Entzückt- und Verzückt-Sein.
Es ist ein Zustand, wo alle menschliche Sehnsucht gestillt und jeglicher Kampf und Schmerz beendet ist. Damit hat die Tantrikerin/der Tantriker die ganze Schöpfung verstanden. Sie/Er ist eins damit, die Trennung und Abspaltung ist beendet. Sie/Er schwingt vollkommen und im Strom des Einverstanden-Seins.
Es gibt nichts Schöneres, als solchen Menschen zu begegnen, denn diese beseligende Verzückung ist höchst ansteckend. Auf das Erreichen dieses Zieles ist der ganze Tantra-Weg ausgerichtet. Somit will Tantra genau wie Yoga die Vereinigung des Menschen mit seinem ursprünglichen natürlichen Zustand wiederherstellen. Es geht um nichts anderes als wahre Selbsterkenntnis, und die Entdeckung des wirklichen „Ich“.
Dieser abenteuerliche Weg der Selbstentdeckung ist lohnend. Es gibt nichts Wichtigeres, als den Sinn Deines Lebens zu verwirklichen.
b) Die Rolle des Körpers
Im Vergleich zu vielen spirituellen Richtugen und Übungswegen fällt im Tantra die starke Bejahung und Betonung des Körpers auf. Für die Tantrikerin/den Tantriker ist der Körper die Wahrheit, der Weg und das Leben. Der Körper in seiner Unvollkommenheit ist so vollkommen wie er ist. Der Körper ist Fahrzeug und Werkzeug zur Erleuchtung. Der Körper ist der geheiligte Tempel des Göttlichen. Der Körper ist das wunderbare Musikinstrument, auf dem das Göttliche seine Musik ertönen läßt. Der Körper ist das ästhetische Gewand und Ausdruck der Seele. Der Körper ist der Mikrokosmos, der den Makrokosmos, d. h. die ganze Schöpfung wiederspiegelt. Die Tanrikerin/der Tantriker entdeckt und versteht darin die Gesetzmäßigkeiten und das intensive Spiel der Gegensätze. Das ganze Universum wird als kosmisches Spiel „Lila“ begriffen.
Die Gegensätze heißen im Tantra Shakti (das urweibliche, dynamische Prinzip) und Shiva (das urmännliche, statische Prinzip). Shakti und Shiva erscheinen als:
Yin – Yang
Mond – Sonne
Schwarz – Weiß
Nacht – Tag
Kalt -Warm
Einatmen – Ausatmen
Körper – Bewußtsein
Materie – Geist
Unten – Oben
Yoni – Lingam (Scheide – Penis)
usw. – und natürlich als
Frau – Mann
Das Tantra ist somit ein Weg, der Gegensätzlichkeit bejaht und akzeptiert. Tantra heißt, nichts auszuschließen. Schwarz und weiß, weiblich und männlich werden als gleichwertige Manifestation der göttlichen Energie verstanden. Für die Tantrikerin/ den Tantriker gibt es nichts Schlechtes oder Falsches, von dem sie/er sich absondern müßte. Es gibt keine Moral und keine starren Regeln. Das Leben selbst ist der Meister.
Die Tantrikerin/der Tantriker muß nichts bekämpfen, unterdrücken oder ablehnen. Es gibt nicht Schmutziges, Verkehrtes oder Verwerfliches in dieser Schöpfung. Der Geist der Tantrikerin / des Tantrikers wird so weit, daß immer mehr darin Platz hat. Sie/Er wird zum Gefäß, das alles aufnehmen kann. Eine Leere entsteht, die von allem erfüllt werden kann. Der Geist der Tantrikerin / des Tantrikers ist somit höchste Ehrfurcht vor allem Leben, egal ob es sich schwarz oder weiß, schön oder häßlich, jung oder alt, wonnevoll oder schmerzlich manifestiert. Die Tantrikerin/der Tantriker gibt sich hin und fließt mit, ohne Widerstand zu leisten. Dadurch wird ihr/sein Wesen auf ein enorm hohes Energieniveau gehoben. Das ist der Weg der Ekstase – der Weg höchster Glückseligkeit. Die Tantrikerin / der Tantriker läßt sich von allem Leben anrühren. Auch zerstörerische Aspekte wie Wut oder Zorn (Kali/Shiva) sind Teil der göttlichen Energie.
Die Tantrikerin / der Tantriker möchte das Spiel von Shiva und Shakti bewußt erleben und auch, wenn es sein soll, die Vereinigung der Gegensätze geschehen lassen. Die Tantrikerin / der Tantriker braucht nichts zu zwingen, da sie/er weiß, das ohnehin alles zum Besten geschieht. Der Körper braucht nicht sublimiert oder abgestoßen zu werden, um Gott zu verwirklichen, sondern der Körper ist Gott, der Geist hat es nur noch nicht verstanden. Damit er’s versteht, üben wir Tantra. Die Tantrikerin/der Tantriker vereint zwei Strömungen: den Körper zu vergeistigen und den Geist zu verleiblichen. Daraus entsteht das alchemistische Gold, das leuchtende Herz. Im Tantra geht es nicht darum, etwas Neues auf unser Mensch-Sein zu packen, sondern darum:
das Wunder zu entschleiern, das wir jetzt schon sind.
Es soll uns erwecken, aus unserer Trance und ins wirklichwache Sein führen, jenseits von Problemen, Sorgen und Verwicklungen des Geistes.
c) Die Sinnlichkeit
Das Besondere an Tantra ist das Ernstnehmen unserer Sinnlichkeit. Tasten, Riechen, Schmecken, Hören, Sehen sind göttliche Fähigkeiten, wenn sie richtig kultiviert werden. Es sind die Tore der innersten Glückseligkeit. Es sind die Tore zur höchsten Selbst-verwirklichung. Der ganze Körper ist Sinnlichkeit. Wenn das nicht sein sollte, hätten wir vom Göttlichen gar keinen Körper bei der Geburt erhalten. Darum ist es der göttliche Wille, daß wir unsere Sinne gebrauchen, verfeinern und in höchster Form zelebrieren. Der Tantriker entkommt der abstumpfenden Reizüberflutung der modernen Welt durch Achtsamkeits-Übung und Meditation. Die Wahrnehmung verschärft sich deutlich durch diese Praktiken. Ja, wahrscheinlich ist es der Sinn des Lebens, die Sinnlichkeit zu feiern. Durch Sinnlichkeit (Sensualität) gelangen wir zum Sinn. Die Schönheit in aller sinnlichen Wahrnehmung zu erkennen, ist wahrer Gottesdienst.
d) und Sensualität
ist der spannungsreiche Kontakt eines Sinnesorganes mit einem Reiz. Es ist das Wahrnehmen von zweien, die sich berühren und vereinigen möchten zu einem. Es ist der natürliche Zustand sich mit dem Schönen zu vereinigen. Deshalb spielt die sinnliche Vereinigung im klassischen Tantra immer eine zentrale Rolle. Da mit der Vereinigung auch die machtvollsten Vorgänge der Menschheit, Zeugung und Empfängnis verbunden sind, liegt es nahe, das hiervon ungeheure Energien ausgehen, die Tantra sich zunutze macht.
2. Lucian Loosen über die Mythologie von Shiva und Shakti
Lucian über die Ikonographie und Mythologie des urweiblichen Prinzips (Shakti) und des urmännlichen Prinzips (Shiva) im indischen Raum:
Auf vielen Thangka (Wandbehänge) sind Shakti und Shiva dargestellt. Der Körper von Shakti ist rot und versinnbildlicht dynamische Weiblichkeit, die schöpferische Kraft, Leidenschaft und sinnliche Energie, die die eigentlichen Qualitäten von Shakti sind. Sie bringt den ständigen Evolutionsprozeß des Kosmos in Gang. Der Kosmos selbst ruht; er verhält sich so passiv wie Shiva. Nur im Zusammenspiel mit der weiblichen Shakti kann er sich entwickeln und seine unendliche Vielfalt von Schöpfungen und Zerstörungen hervorbringen.
Deswegen ist Shakti die Verkörperung aller Energie. Ohne sie würde jede männliche Gottheit zur Leblosigkeit erstarren. Von allen Göttern ist ihr insbesondere Shiva zugetan; vielleicht weil er als „Rudra-Shiva“ eine sehr alte, vorarische Gottheit ist, also „naturhaft“ genug, mit der „Schöpferin der Welt“ (jagadmatr) eine Verbindung einzugehen. Shiva ist Shakti nicht überlegen. Als ruhendes, unveränderliches Bewußtsein (purusa) tritt er erst durch die aktive Urnatur (prakrti) in Erscheinung. Die Göttin ist gleichwertige Partnerin.
Da die Shakti erst sehr spät als eigenständige Erscheinung in das hinduistische Götterpantheon aufgenommen, zugleich aber mit unzähligen lokalen Göttinnen identifiziert wurde, steht der Betrachter und Gläubige vor einer nahezu unüberschaubaren Vielfalt von Göttinnen mit den verschiedensten Bezeichnungen, ausgerüstet mit einer Vielzahl möglicher Attribute.
Oft erscheint sie im Lotussitz. Sie trägt das Auge der Weisheit und reichen Schmuck, der aus Goldgeschmeide und zugleich auch aus einer Girlande abgeschlagener Menschenschädel besteht – ein Symbol dafür, daß sie friedliche und schreckliche Wesenszüge in sich vereint. Der Lotussitz deutet an, daß sie in tiefer Kontemplation verweilt. Das Auge der Weisheit in der Mitte ihrer Stirn unterstreicht dies, denn sein „unverhülltes Sehen“ ist hauptsächlich nach innen gerichtet, ein Zeichen „ewiger Kontemplation“. Wenn dieses Auge der Weisheit dagegen nach außen gerichtet ist, wirkt es zerstörerisch oder – besser gesagt – transformierend, denn es hebt dann die Dualität der Erscheinungen auf.
In ihren vier Händen hält Shakti auf manchem Bild: Stachelstock (ankusa, in der rechten oberen Hand); Pfeile (bana, in der rechten unteren Hand); Schlinge (pasa, in der linken oberen Hand) und Bogen (dhanus, in der linken unteren Hand).
Der Stachelstock bedeutet, daß sie in all ihren Tätigkeiten Recht und Unrecht unterscheiden kann. Da er ein Attribut kriegerischer Götter ist, unterstreicht er hier überdies die furchtbare und „rasende“ Seite der Shakti. Die Schlinge fesselt jede Art von Verblendung. Pfeil und Bogen bedeuten die Integration von männlich (Pfeil) und weiblich (Bogen). Ferner stehen sie für die zwei scheinbar entgegengesetzten Pole jeglicher Existenz: Leben (Pfeil) und Tod (Bogen).
Manchmal liegt Shiva in Ruhepose unter der Shakti. Damit gibt er zu erkennen, daß er sich in „kontemplativem Schlaf“ ganz der Vereinigung mit Shakti hingibt. Er erscheint als der „große Asket“ (mahayogin). Zum Zeichen der Reinheit und Lauterkeit seiner Übungen ist seine Haut „weiß wie Kampfer“. Er ist nur mit einem um die Lenden gewundenen Tigerfell bekleidet und hat eine Girlande aus abgeschlagenen Menschenschädeln um den Hals gewunden. Anstatt der üblichen Geschmeide wie Halskette, Arm- und Fußreifen ringeln sich an diesen Stellen Schlangen um den Körper. Die Schlange ist Symbol der schöperisch-sensuelle Kunda-lini-Kraft.
Eine Legende erklärt: Die heiligen Weisen des Himalayas (rishi) waren einmal sehr erzürnt über Gott, weil ihnen aus Liebe zu Shiva die Frauen davonliefen. Die Weisen taten sich daraufhin zusammen, um Shiva gemeinsam zu besiegen. Zu diesem Zweck schickten sie mit ihren magischen Kräften Giftschlagen und Tiger aus, die ihn töten sollten. Shiva neutralisierte jedoch die gegen ihn gerichteten Kräfte und machte sie sich zu eigen. Die Waffen dieser Weisen hält er seit jener Zeit selbst in den Händen: das Tigerfell ist sein Lendenschurz, die Schlangen sein Schmuck. Vielleicht kein Zufall, daß auch in unserem Kulturkreis die Schlange für sinnliche Kraft und Erkenntnis steht.
Wie Shakti verkörpert auch Shiva eine sehr alte vorarische Schicht indischer Religiosität. Er ist zwar schon lange den arischen Göttern wie Brahma und Vishnu gleichgestellt, hat sich aber trotzdem über die Jahrtausende seinen naturhaften Charakter bewahrt. Er ist immer noch den Stürmen, den Krankheitsepidemien und dem Tod viel näher als die anderen beiden großen Götter. Deswegen verkörpert er in der Trimurti (der Dreiheit von Schöpfung, Erhaltung und Zerstörung) den Aspekt der Zerstörung. Außerhalb dieser Dreiheit besitzt er jedoch auch milde und friedvolle Züge. Er ist Helfer und Heiler der Wesen (pasupati) und trägt insgesamt 1008 Namen.
Shakti und Shiva ruhen auf einer Plattform, die in der Mitte von einem Sri Yantra getragen wird. Darin ist die Vereinigung von weiblicher und männlicher Energie, die sich im Bild in Göttin und Gott manifestiert, nochmals dargestellt – diesmal in abstrakter Form.
Das Sri Yantra besteht aus neun ineinander liegenden Dreiecken. Die vier nach oben zulaufende Dreiecke symbolisieren Kräfte, die in Shiva verkörpert sind; die fünf nach unten zulaufenden Dreiecke hingegen Kräfte der Shakti.
3. Was bewirkt Kularnava®-TANTRA? (von Lucian)
1. Reinigung
Zunächst wird der Körper gereinigt durch Körper- und Atemübungen sowie die richtige Ernährung. Er fängt dann mehr an zu leuchten und zu strahlen. Er kann viel Energie aufnehmen und transformieren.
2. Befreiung
Dann werden emotionale Hemmungen und Ängste abgebaut. Negative und selbstzerstörerische Denkgewohnheiten und Verhaltensweisen werden bewußt gemacht. Es passiert eine Dekonditionierung durch emotionale Befreiung und emotionalen Ausdruck. Jetzt kommen automatisch die „guten“ spontanen und lebensbejahenden Impulse aus dem Inneren ans Tageslicht.
3. Konzentration
Der Geist wird maßvoll zu Ausdauer, Geduld und Konzentration geschult.
4. Anfachung des Inneren Feuers
Die Kraft der Emotionen, die vitalen und sinnliche Kräfte der unteren Chakren werden angefacht und in Fluß gebracht. So entsteht für jeden Lebensausdruck ein Kanal (Resonanz-Entsprechung) und genügend Energie.
5. Vereinigung und Ekstase
Momente des völligen Eins-Seins oder hundertprozentig im Fluß-Seins, ohne jedes Abgetrenntsein entstehen. Diese Art von Wonne ist die Erfüllung unseres Mensch-Seins. Wer sie einmal gekostet hat, vergißt sie nicht mehr und ein Teil dieser Erfahrung bleibt für immer und hat Dich für immer verwandelt.
4. Dr. Christian Fuchs, Indologe, über Tantra
(Dr. Fuchs ist Indologe und im Vorstand des Berufsverbandes Deutscher Yogalehrer für Öffentlichkeitsarbeit tätig)
Der Tantrismus ist eine der buntesten und schillerndsten Blüten der indischen Kultur, ähnlich wie die geistigen Bewegungen der frühen Upanishaden-Zeit der epischen Tradition, kann man ihn sicher als kulturelle Revolution bezeichnen. Vielleicht war er das sogar in noch größerem Maße als alle anderen Bewegungen vor und nach ihm. Denn der Tantrismus stellt quasi die ganze Religionswelt auf den Kopf.
Die Grundtexte des Tantrismus – die Tantras und Agamas – bezeugen, daß auch der Tantrismus aus einem Randbereich der etablierten Kultur kam. In diesem Falle ist das sogar „handgreiflich“ in geographischem Sinne zu verstehen. In den nord-westlichen und nord-östlichen Randzonen Indiens entstand etwa ab dem sechsten Jahrhundert n. Chr. eine Kulturströmung, die alle wesentlichen Dogmen der bekannten Religionswelt umwertete. Der Tantrismus postulierte eine radikale Hinwendung zur Welt. Die Welt war nicht mehr „lauter Übel“ (sarvam duhkham) wie in vielen Upanishaden, auch nicht mehr Stätte der Pflicht (dharmaloka), wie in den Epen, sondern Stätte des Genußes (bhogaloka), Gottes „süßes Spiel“ (Lila).
Es ist ein Grundgedanke des Tantra, daß der Mensch durch das Leben hindurchgehen müsse, und zwar nicht, indem er sich von der Natur abwendet, sondern indem er sie benutzt.
So entdeckte der Tantrismus den ganzen Bereich der erotischen Sinnlichkeit, die vor allem durch die asketisch orientierten Sekten religiös verbrämt worden war. Die verdrängte Weiblichkeit kam (wieder) zu ihrem Recht: auf der metaphysischen Ebene durch die Aufwertung der weiblichen Ur-Kraft (shakti), auf der gesellschaftlichen Ebene durch eine religiöse Gleichwertigkeit der Frauen, die jetzt verstärkt auch Lehrer (guru) waren.
So entdeckte der Tantrismus den menschlichen Körper. Auch war er jetzt nicht mehr die „Quelle der Schmerzen“, sondern der „Tempel Gottes“. In der radikalen Kosmo-logisierungstendenz des Tantrismus wurde der Körper – das Abbild der Welt – zum perfekten Werkzeug für die Befreiung. Für den Tantriker mußte der Körper so lang als möglich und in vollkommenem Zustand erhalten werden, gerade um die Meditation zu erleichtern.
So entdeckte der Tantrismus den rituellen Genuß (bhoga). Durch die Integration sinnlicher Elemente (z. B. der rituellen Verschmelzung – „maithuna“) in den tantrischen Übungsweg (sadhana), wurde Bhoga neben Yoga zum Eckpfeilder der tantrischen Praxis. Ja, es kam sogar zur großen tantrischen Grundregel, – die sich so stark von den frühen hindu-istischen Yogalehren unterscheidet: Yoga (die Anjochung des empirischen Bewußtseins an das transzendente Bewußtsein) und Bhoga („Genuß“, Erfahrung von Lebensfreude und Leid) sind das Gleiche. Bhoga selbst kann zu einem Lebensweg werden. Aus dieser Geisteshaltung entstand der Hatha-Yoga, die letzte Etappe der indischen Yoga-Geschichte vor dem Übergang in die Moderne. (Ende Zitat Dr. Fuchs)
5. Tantra im Hinduismus
Im Lexikon der östlichen Weisheitslehren findest Du über Tantra, hinduistisch, buddhistisch, Sanskrit wörtlich: „Gewebe, Zusammenhang, Kontinuum“, hinduistisch: Das Tantra gehört nach dem Veda, den Upanishaden, den Puranas und der Bhagavad-Gita zu den Grundlagen des Sanatana-Dharma, der „ewigen Religion“ des Hinduismus. Sein zentrales Thema ist die göttliche Energie und Schöpfungskraft (Shakti), die personifiziert als Devi oder Göttin, die jeweilige Form eines Gottesaspektes als seine Gemahlin darstellt, hauptsächlich als Gemahlin Shivas. Entsprechend Shivas verschiedenen segensreichen oder furchterregenden Formen nimmt auch seine Shakti segensreiche Gestalten wie Maheshvari, Lakshmi, Sarasvati, Uma, Gauri und andere, oder furchterregende wie Kali und Durga an.
Die ebenfalls als Tantra bezeichneten tantrischen Schriften und die tantrische Praxis bergen für Menschen, die nicht gewillt sind, sich einer strengen spirituellen Disziplin zu unterwerfen, Gefahren. Zwei tantrische Schulen haben sich herausgebildet.
1. der ungeläuterte, gefahrvolle Weg des Vamachara („Linke-Hand-Weg“), der sich ungezügelten Riten und sensuelle Ausschweifungen hingibt;
2. der Dakshinachara („Rechte-Hand-Weg“) mit einem läuternden Ritual und strenger spiritueller Disziplin, die absolute Hingabe an die göttliche Mutter in ihren mannigfachen Formen fordert.
Jedes Tantra sollte 5 Themen beinhalten:
- Die Schöpfung der Welt
- ihre Zerstörung oder Auflösung
- die Anbetung Gottes in seinem männlichen oder weiblichen Aspekt, d. h. die Anbetung einer der zahlreichen männlichen oder weiblichen Gottheiten
- die Erlangung übernatürlicher Fähigkeiten
- die verschiedenen Wege der Vereinigung mit dem Höchsten durch entsprechende Meditation
Sie setzen sich aus den verschiedenen älteren Yoga-Praktiken wie Karma-Yoga, Bhakti-Yoga, Kundalini-Yoga und anderen Yoga-Wegen zusammen.
Die tantrischen Abhandlungen sind meistens in Form eines Dialoges zwischen Shiva, dem göttlichen Herrn und seiner Shakti, der göttlichen Energie, abgefaßt. Sie versuchen, den ganzen Menschen zu göttlicher Vollkommenheit zu erheben, indem sie ihn lehren, die kosmische Kraft in sich (Kundalini-Shakti) durch besondere Riten und Meditation zu erwecken.
Fünf Dinge werden für die Riten des Tantra benötigt:
- Madya, Wein
- Mansa, Fleisch
- Matsya, Fisch
- Mudra, geröstetes Getreide und mystische Gesten
- Maithuna, Geschlechtsverkehr.
(Anmerkung von Lucian: In Punkt vier streiten sich die Gelehrten, in wie weit die fünf M’s wörtlich oder symbolisch zu verstehen sind; 4. z. B. könnte auch Masturbation bedeutet haben)
Eine Einführung in die geistigen Grundlagen des hinduistischen Tantra ist:
A. Bharati, Die Tantra-Tradition, Freiburg 1977
6. Tantra im Buddhismus
Im Tibetischen Buddhismus ist Tantra die Bezeichnung für verschiedene Arten von Texten (medizinische Tantras, astrologische Tantras, etc.); in erster Linie jedoch Oberbegriff für die Grundwerke des Vajrayana und die von diesen beschriebenen Meditationssystemen. Die Verkündigung der Tantras wird Buddha Shakyamuni zugeschrieben in seiner Manifestation als Dharmakaya (Trikaya). Tantra heißt hier „Kontinuum“ oder „System“.
Diese stark auf die menschliche Erlebnisfähigkeit ausgerichtete Überlieferung beschreibt die spirituelle Entwicklung in Hinsicht auf die Kategorien Basis, Weg und Frucht. Die Basis ist die praktizierende Person, der Weg besteht aus den meditativen Pfaden, die diese Basis reinigen, und die Frucht ist der Zustand, den diese Praktiken herbeiführen. Um diese drei Phasen geht es in allen Ausdrucksformen des Tantra.
Die tibetische Tradition spricht von vier „Tantraklassen“: Kriya-Tantra (Handlungstantra), Charya-Tantra (Ausübungstantra), Yoga-Tantra und Höchstes Yoga-Tantra. Die Kriterien für diese Unterteilung sind die Unterschiede in den geistigen Fähigkeiten der Übenden und der Wirksamkeit der Mittel, die zur Erleuchtung (Bhodi) verhelfen. Zu den wichtigsten Werken des Höchsten Yoga-Tantra zählen z. B. Guhyasamaja-Tantra und das Kalachakra-Tantra. Die „Alten Tantras“ der Nyingmapa-Schule unterteilten das Höchste Yoga-Tantra in drei weitere Klassen: Maha-, Anu- und Ati-Yoga (Dzogchen). Diese Tantras akzeptieren die schon immer gegebene Reinheit des Geistes als Grundlage ihrer Praxis; das bekannteste unter ihnen ist das Gyhyagarbha-Tantra.
Das Denken der Tantras in Polaritäten findet seinen stärksten Ausdruck in einer vielschichtigen sexuellen Symbolik. Die Aufhebung der Dualität vom männlichen Prinzip (Methode, Upaya) und weiblichen Prinzip (Weisheit, Prajna) durch ihre Einswerdung wird als herausragendes Merkmal des Höchsten Yoga-Tantra bezeichnet.
Eine Einführung in das Tantra des Tibetischen Buddhismus ist: Tantra in Tibet, Das geheime Mantra des Tsong-ka-pa, hrsg. von J. Hopkins, Düsseldorf/Köln 1980.
7. Yoga-Geschichte Zeit-Tabelle (zusammengestellt von Lucian Loosen)
3000-1800 v.Chr.
vorarische Induskultur: Mutterkult, Shaktismus ist eine Philosophie/Religion, die die weibliche fruchtbare Energie betont und über die männliche stellt.
ab 1800 v. Chr.
Arier wandern in mehreren Wellen von Westen nach Nordindien ein. Ihr Glaubenssystem hat eher patriarchale Ausrichtung und beinhaltet Kastenwesen und Reinkarnationsvorstellungen
1500-900 v.Chr.
Im indischen Vedismus werden Naturgötter verehrt und beopfert, z.B. Agni – das Feuer, Vayu – der Wind, Yama – der Totengott; Opfersprüche und Gebete (Mantras) werden benutzt
900-300 v.Chr.
Im Brahmanismus finden Individualisierung der Religion zusammen mit Wiedergeburtsvorstellungen ihren Höhepunkt, verbunden mit Begriffen wie Karma (Tat), Moksha (Befreiung); die hochentwickelten Schriften der Upanishaden entstehen und die Vedanta-Philosopie vom Eins-Sein allen Lebens Bis zu diesem Zeitpunkt wird die Welt als „Sarva Dukham“ angesehen, als „lauter Übel“
ab 560 v.Chr.
Buddhismus: Geburt von Siddhartha Gautama im heutigen Nepal;
Buddha war mit 35 Jahren erleuchtet, hat dann 40 Jahre gelehrt und ist schließlich mit 80 gestorben
ab 300 v. Chr.
Hinduismus mit verschiedenen Unterschulen, jeweils Shiva, Vishnu, Krishna etc. als Hauptgottheit im Mittelpunkt
um 0
Das Yogasutra des Patanjali entsteht: es lehrt klassischen Yoga mit dem sogenannten achtgliedrigen Pfad; hierbei wird ein stufenweiser Entwicklungsweg über Lebensführung im Alltag, Essen, Ruhe, Yoga, Meditation vorgeschlagen.
Die acht Stufen des Raja-Yoga heißen: yama – niyama – asana – pranayama – pratyahara – dharana – dhyana – samadhi
200 n. Chr.
Die Bhagavad-Gita entsteht: eine Art Bibel der Inder, als Teil des großen Epos Mahabharata; karma-yoga, jnana-yoga, bhakti-yoga werden von Krishna zusammenhängend erklärt.
Die Welt wird zur Stätte der Pflicht erklärt (Dharmaloka)
Befreiung vom Kreislauf der Wiedergeburten durch Arbeit, durch Erkenntnis und durch Hingabe/Anbetung werden empfohlen
500
Der Tantrismus entsteht als Revolution der indischen Geistes-Welt.
Die Schriften: Âgamas = Schriften über die Verehrung von Siva und Sakti; sowie die Purânas = Legendensammlung zum besseren Verständnis von Brahma, Siva und Visnu
Die Welt wird erstmalig als Stätte des Genusses: Bhogaloka verstanden
1000
Blütezeit des Vamacara Tantra (der linkshändige Weg)
insgesamt war die Blütezeit des Tantra von 600-1200 n.Chr. also ca. 600 Jahre lang; der sogenannte rechts-händige Weg war dagegen mehr philosophisch-asketisch ausgerichtet
1100
mit dem Kulârnava Tantra entsteht in der Sekte der Kaulas das wichtigste der rund 200 shivaitischen Tantras: deutlichste Beschreibung der „unreinen“ Riten, verbunden mit Drogen und geschlechtlicher Vereinigung im rituell-religiösen Rahmen
etwa 1200
Entstehung des Mahacinacara Tantra; linkshändiges Tantra; Kula-Lehre. Dieser Text beschreibt teilweise sehr anschaulich die Gebräuche in tantrischen Ritualen
1500
Die Hatha-Yoga-Pradipika entsteht: Hatha-Yoga dient zur Befreiung durch Körperübungen; Urvater des Hatha-Yoga ist Matsyendra, Goraksha ist sein Schüler (Verfasser der Gheranda Samhita)
1892
Neo Hinduismus – Der indische Yogi und Schüler von Ramakrishna Vivekananda spricht 1892 auf dem Weltkongreß der Religionen in Chicago über die universelle Religion und leitet damit erstmals ein größeres Interesse der westlichen Welt an indischer Philosopie ein
ca. 1970
Neo-Tantrismus: über den indischen Guru Bhagwan Shree Rajneesh kommt die Tantra-Idee mit westlicher Psychologie verquickt durch seine Schülerin Margo Anand in den Westen; Die französische Diplom-Psychologin vermag durch Buchveröffentlichungen und Kurse ein breiteres Interesse für Tantra zu wecken
2000
Tantra ist durch viele Bücher, Kurse und Lehrer weltweit im Begriff eine ähnliche Verbreitung wie Yoga 20 Jahre vorher zu erreichen
8. Über Tantra Geschichte und die moderne Zeit
Insgesamt können wir Indien als die religiöse Wiege der Menschheit betrachten.
Oben siehst Du einen Abriß aus 5000 Jahren Geschichte Indiens. Es ist im wesentlichen die religiöse Geschichte, weniger die kulturelle und politische.
Über das Studium der Geschichte und Philosophie erkennen wir, daß Tantra viel mehr ist als es heute manchmal in den Medien verunglimpft wird, wie z.B. als ein „Rudelbums“ oder „Gruppenverschmelzung mit Räucherstäbchen“. Es ist tatsächlich eine gewachsene und gereifte geistige Tradition.
Die Tantriker teilen sich in zwei Klassen: Die Dakshinâcâris(dakshina = rechts, höflich, dezent) vollziehen die Riten mehr im geistigen Bereich die Vâmâchâris (vama = links, hart, unsauber) im Körperlichen. Diesen Bezeichnungen liegt zugrunde, daß in Indien die befleckenden Tätikgkeiten immer mit der linken Hand ausgeführt werden. Mit der rechten wird gegessen.
Auch die Unterscheidung von weißem, rotem und schwarzem Tantra ist gebräuchlich. Weißes Tantra bedient sich der Philosphie, aber führt keine körperlich-sinnlichen Riten aus. Rotes Tantra wäre ein sinnlich verstandener Weg, der die sensuelle Vereinigung mit einbezieht. Schwarzes Tantra wäre eine Form der Magie, die zum Ziel hat, anderen Menschen zu schaden oder egoistische Vorteile zu bewirken.
Kularnava® -Tantra® ist eine Form des roten Tantra-Weges.
Ein Yogi ist traditionell ein Welt-Entsager. Ein Bhogi ist wörtlich ein Weltesser = Genießer von sinnlichen Gelüsten, z.B. Nahrung, , Herrschaft. Der Tantriker bejaht den Körper, lebt die Sinnesreize aus und findet so zur Harmonie von Mensch und Natur.
Bestandteile des linkshändigen Rituals sind:
Die 5 Mâkaras (Mâkara = Buchstabe M)
Das klassische „Pancha Makara Ritual“ setzt folgende Elemente ein:
1) madya: Wein, Branntwein
2) matsya: Fisch
3) mamsa: Fleisch
4) mudrâ: pflanzliche Erregungsmittel, Geste
5) maithuna: Geschlechtsakt
Das alte Tantra und unsere moderne westliche Kultur
Die geistige Revolution des Tantra in der indischen Geschichte erinnert an unsere 68’er Studenten-Revolte und den Ursprung der Hippie-Bewegung in den USA vom Woodstock-Festival: Freie Liebe, der freizügige Gebrauch von Rauschmitteln, Musik und Gefühle sollten im Vordergrund stehen. Weltfrieden und harmonischer Umgang zwischen Mensch und Natur waren die Ideale. Mit dem Woodstock-Festival nahm auch eine weltweite Bewegung ab 1970 ihren Anfang: Die Öko-Bewegung (Zurück zur Natur!); Die neue Frauenbewegung (Mehr Anerkennung und Respekt für die weiblichen Werte!), die New-Age-Bewegung und Esoterik-Welle (Die Suche nach dem Sinn des Lebens und der spirituellen Befreiung). Genau diese Werte finden wir im alt-indischen Tantra wieder. Sie entsprechen auch in Teilen der Neo-Tantra-Bewegung ab 1970. Der Hauptunterschied ist aber, daß das ursprüngliche Tantra niemals mit Zügellosigkeit oder Promiskuität verbunden war. Es waren immer auch die asketischen Aspekte des Yoga enthalten und die Verehrung von Göttern: Sakti – Siva.
Nur wer den Verlockungen der fünf Makaras nachgibt, kann sie nach Überzeugung der vâmâchâryas auch überwinden. Shiva warnt vor banaler Genußsucht und verlangt, daß die fünf M’s unter Aufsicht eines Gurus im Gruppenritual praktiziert werden, damit aus vordergründigem Genuß schließlich Vergeistigung wird.
Der wichtigste Tantra-Text, das Kulârnava Tantra, enthält bittere Anklagen gegen den lebensfremden Bußkatalog der orthodoxen Brahmanen, mit denen diese in erster Linie ihre gesellschaftliche Überlegenheit und ihr Einkommen sichern wollten. Aber die absolute Freiheit lehrt Shiva auch nicht: Genuß ja, aber nur im rituellen Rahmen.
Die tantrische Revolution im alten Indien war eine Volksreligion. Es war ein Bruch mit den vedischen Werten. Eine Bewegung der Wieder-Hinwendung zur Natur und Weiblichkeit. Yoga und Welt waren nicht mehr getrennt. Der Tempel war nicht mehr außen, sondern nun war der eigene Körper und der Körper des Ritual-Partners die Stätte der Anbetung. Das Ziel von Tantra ist aber das Gleiche geblieben wie in den früheren spirituellen Bewegungen: Moksa, d.h. Befreiung. Und: Die Einheit in der Dualität erleben.
Der Körper wurde zum Symbol der Welt. Mikrokosmos und Makrokosmos sind eine Entsprechung.
Interessant ist es, die Weltsicht des Tantra als Polarität zu studieren:
siva – sakti
männlich – weiblich
statisch – dynamisch
liegend – tanzend
transzendent – immanent
Geist – Körper
Bewußtsein – Energie
usw.
Auffallend ist hier die Sichtweise von männlich und weiblich. Das ist im Tantra genau das Gegenteil zu unserer Sichtweise im Abendland, nämlich männlich = aktiv und weiblich = passiv. Der Tantriker benutzt die Polarität, um in der Vereinigung zur Ekstase zu kommen. Dann kehrt er aber wieder zurück in die Polarität und vollzieht das Spiel von Neuem. Es wird also kein End-Zustand der Erleuchtung angestrebt in dem Sinne, das der Mensch nicht mehr wiederkehrt oder den Körper geringschätzt und verläßt. Das ist auch ein Hauptunterschied zu den meisten anderen spirituellen Richtungen. Es ist ein Ehren der Erde, mit ihrer Polarität und mit ihrer Begrenzung.
Es folgen noch einige wichtige Begriffe der Tantra-Philosophie, die zugleich auch Psychologie und eine Physiologie ist. Diese sollte jeder kennen, der sich mit Tantra beschäftigt.
bindu
Punkt im Zentrum eines Yantras (geometrische Meditations-Figur); auch Wort für Samen
soma
Göttertrank mit zauberhaften rauschartigen Auswirkungen; auch Wort für Samen
candra
Mond, Symbol des Wasserelementes; auch Wort für Samen
ida
weiblicher Energiestrom im Körper
pingala
männlicher Energiestrom im Körper
susumna
feinstofflicher Wirbelsäulen-Mittelkanal
cakra
Energiezentrum, davon gibt es sieben Hauptzentren im Körper, entlang der Wirbelsäule von unten nach oben angeordnet
nadi
feinstofflicher Energiekanal im Körper, davon gibt es nach der Lehre der Yogis 72000 im Körper (entspricht vom Prinzip her der chin. Meridian-Lehre)
kundalini
Schlangenkraft, als Schöpferkraft im Becken schlafend, soll durch Tantra-Übungen erweckt werden; „kundala“ wörtl. Sanskrit: „Das Zusammengerollte“.
Der Äskulap-Stab, das griech. Symbol der Heilung, ist bildlich die Susumna. Der Stab ist umwunden von der Schlange, Symbol für kundalini oder auch ida/pingala.
Ziel des Tantra-Yoga ist die cakra-Aktivierung durch Aufstieg der Kundalini vom Wurzel- bis zum Scheitelcakra. So sollen höhere Entwicklungs-Stufen erreicht werden, Reinigung findet statt, Vereinigung der Polaritäten, Verschmelzung und Befreiung.
9. Was ist Tantra noch
EINZELSESSIONS IN MASSAGE
Die Yogamassage – ausführliche Infos
Die Kombination von traditionell überlieferten Techniken aus den verschiedensten Gebieten Nordafrikas und Asiens, bildet den Kern dieser ganzheitlichen Massage. Sie wirkt sowohl harmonisierend als auch energetisierend auf den Organismus in seiner Gesamtheit als Körper, Seele und Geist. Immer mehr Menschen genießen diese wohltuende Wirkung und erlangen Entspannung und Stärkung.
Hier erfährst Du etwas über Herkunft, Inhalte und Methoden der Yogamassage.
Sich diese Massage schenken zu lassen ist ein Akt der Selbstliebe und die Verwöhnung Deines fühlenden Seins.
Innerhalb der Tantra-Ausbildung bilden wir auch aus, in dieser Massageform. Du erlernst sie zur eigenen Weitergabe an andere.
Motivation zur Massage
Massage bringt das Glücksrad der Beziehung zwischen zwei Menschen in Gang oder erneut in Schwung. Was ist ein „Glücksrad der Beziehung?“ Du empfängst eine Massage und aus dem Bedürfnis nach Ausgleich gibst Du wieder eine zurück und aus Liebe vielleicht sogar ein bißchen mehr. Der so Beschenkte möchte wieder ausgleichen und so steigert sich das Glück in Beziehungen immer mehr. Massage ist eine der reinsten Formen von Geben und Nehmen.
Ein Weg, das Glück in einer Beziehung zu verstärken, wäre es, einfach dem anderen etwas Gutes zu tun. Der zweite Weg wäre, vom anderen etwas zu erbitten, was Du brauchst und was Dir guttut.
Das Wort
Der Name: ‘Massage’ kommt von lateinisch: manus = Hand. Massage ist also die Kunst, einen menschlichen Körper heilend und wohltuend mit Deinen Händen zu berühren.
Du lernst hier die Fähigkeit, Deine Hände heilend am Körper zu gebrauchen oder die Hingabe beim Empfangen von Berührung mit den Händen zu erhöhen.
Die Nacktheit
Massage, wie wir sie verstehen, wird immer nackt ausgeübt. Da die Nacktheit in unserer Kultur immer noch zum Teil abgespalten und moralisch eingeschränkt ist, braucht es etwas Zeit und Geduld, um wieder zur vollen Natürlichkeit zurückzugelangen. Dies üben wir spielerisch beim Erlernen oder Empfangen der Massage. Selbst wenn Du es in Deinem Leben bereits erfahren hast, wie sich befreite Nacktheit anfühlt, so kann sich im Laufe der Zeit die Scham wieder aufbauen, wenn die Nacktheit nicht geübt wird. Nutze die Massage, um erneut zu spüren, wie angenehm und wohlig es ist, angstfrei nackt zu sein.
Herkunft
Die Yoga-Massage ist synergetisch zusammengesetzt aus den Wurzeln verschiedener westlicher und östlicher Traditionen. Man könnte die Yoga-Massage auch multikulturell nennen.
Ihre Elemente sind:
- Indischer Hatha-Yoga (heute weltweit vertreten und gelehrt)
- Byzantinische Massage, aus der Tradition des oströmischen Reiches; sie wird heute noch im Sultansbad von Istanbul ausgeübt
- Traditionelle Thai-Yoga- Massage (heute noch gelehrt als südlicher Stil im Wat Po Tempel
- von Bankok und als nördlicher Stil in Chang Mai in Nord-Thailand)
- Polarity – aus den USA New-Age-Bewegung (wurzelt im ESALEN Institute in Kalifornien)
- Shiatsu und Akupressur aus chinesischer Tradition und unter Beachtung der Grundlagen chin. Medizin
- Reiki (ebenso asiatischer Herkunft) / Messmer’s Magnetische Striche (bei uns in Deutschland vom Naturarzt Messmer gelehrt)
- Shinto-Heilweisen (Schrei und Schlag) aus japanischer Tradition
Wir haben die Massage zusammengefaßt und sinnvoll strukturiert. Teile wurden abgeändert und erweitert, gefährliche und unangenehme Teile wurden herausgenommen, der Yogateil verstärkt und die Teile benannt und strukturiert, um sie pädagogisch leichter lehr- und lernbar zu machen.
Struktur der Massage:
Die Massage dauert in der Regel 1,5 Stunden. Kürzere Zeiten als eine Stunde erlauben keine intensive Ganzkörper-Behandlung und bewirken keine tieferen Entspannungszustände. Längere Massagen bewirken zuviel und bringen für den Empfänger hinterher Unausgewogenheiten und die Aufmerksamkeit des Empfängers sackt ab. Zu lange Massagen können vom Empfänger nicht mehr aufgenommen, sondern irgendwann nur noch konsumiert werden. Längere Massagen sind auch für die Wirkung nicht notwendig und in unserer heutigen schnelllebigen westlichen Welt nicht mehr angemessen.
Trotz der Inspiration aus Elementen verschiedener Massage-Schulen und Traditionen ist die Yoga-Massage kein zufälliges Sammelsurium irgendwelcher interessanter oder spektakulärer Griffe. Sie hat eine genaue und logisch nachvollziehbare festgelegte Struktur. In 12 Abschnitten werden alle Körperteile massiert. Die ersten sechs Teile bearbeiten die Rückseite des Körpers, die zweiten sechs Teile die Vorderseite.
Die Massage bewegt sich meist in der Reihenfolge von Kopf bis Fuß, also von oben nach unten: Rückseite: Vorübung Füße; Rücken, Nacken/Schultern, Arme, Hände, Po, Beine, Füße; Vorderseite: Kopf, Brust, Bauch, Oberschenkel, Füße.
Die Massage ist ein harmonischer Wechsel zwischen Bewegung und Ruhe, Spannung und Entspannung, Härte und Weichheit. Sanfte lange Striche mit Öl wechseln ab mit Druckpunkten, die mitunter leicht schmerzen können. Ruhiges Halten und Warten wechselt ab mit vehemententeren Schüttelbewegungen oder intensiven Körperübungen und Streckungen.
Die Massage verwöhnt und fordert.
Ziel der Massage:
Die Yogamassage ist eine ganzheitliche Heil- und Kräftigungsmassage, die die Selbstheilungskräfte eines jeden wieder aktiviert. Sie wirkt beruhigend und stärkend zugleich. Es entsteht so etwas wie kraftvolle Gelassenheit.
KÖRPERLICHE EBENE:
Verbesserung der Beweglichkeit, Mobilisierung der Gelenke; Lösen von muskulären Verspannungen; Vertiefung der Atmung, Durchblutung und Organfunktionen werden angeregt.
ENERGETISCHE EBENE:
Das Prana oder Chi- das sind die asiatischen Begriffe für fließende Lebensenergie im feinstofflichen Körper – in Fluß bringen; ein starkes Strömgefühl hervorrufen; die Massage gleicht die Yang Kraft (urmännliche Energie) mit der Yin Kraft (urweibliche Energie) aus. Zu starkes Yang wird gebrochen und zuviel Yin wird zum Überlaufen gebracht. So kommt der Mensch in seine ausgewogene Mitte, körperlich und seelisch.
PSYCHOLOGISCHE EBENE:
Eine Aufhellung des Gemüts; sich positiv und optimistisch fühlen; sich locker und ungehemmt wieder den Menschen und Aufgaben des Alltags zuwenden können; Abschalten von Sorgen und Alltagsproblemen; die Fähigkeit, loszulassen und sich hinzugeben üben.
SINNLICHE EBENE:
Das Grundbedürfnis nach intensivem Körperkontakt befriedigen; das Gefühl der Geborgenheit und des Sich-Eins-Fühlens genießen, das die meisten seit der Baby-Zeit vergessen haben; allgemeine Erotisierung, dadurch, daß die Massage nackt durchgeführt wird und auch der Masseur/die Masseurin nackt ist: Dies ist ein Nebeneffekt, aber er darf dasein. Sexuelle Bedürfnisse werden hier jedoch nicht befriedigt.
Im privaten Bereich kann eine Yoga-Massage als Vorspiel für wunderschöne Sexualität dienen.
Sie sollte aber niemals abgebrochen, sondern immer komplett massiert werden. Die Massage sollte aber niemals mit Sinnlichkeit vermischt werden. Eine gute Regel ist es, den Raum zu wechseln, wenn man noch etwas anderes vorhat.
TRANSZENDENTE EBENE
In Trance jenseits von Zeit und Raum versetzen und meditative Gefühle der inneren Losgelöstheit und Stille bewirken.
Der Unterschied zu anderen Massagen
Die Yogamassage geht tiefer. Die Wirkung ist nicht nur währenddessen und in den Stunden danach zu spüren. Nein, sie entfaltet sich eine ganze Woche lang im Körper. Ca. sieben Tage lang kann der Empfänger/die Empfängerin die guten Auswirkungen tagsüber spüren, beim Gehen, Stehen und Liegen. Auch nachts wirkt sie durch besonders tiefen erholsamen Schlaf weiter.
Die jetzt so populäre Ayurvedische Massage bleibt weit mehr an der Oberfläche als die Yoga-Massage und löst nicht die tiefer sitzenden Verspannungen auf. Medizinische Massagen westlicher Herkunft beschränken sich oft zu sehr auf „Fleischklopfen“ und die energetische Ebene wird in der Behandlung ausgespart. Intuitive und selbst ausgedachte Tantra- und Streichel-Massagen lassen oft die Sicherheit und Körperkenntnis des Anwenders vermissen. Erfahre selbst den Unterschied von mittelmäßigen Massagen zu der meisterhaften Yoga-Massage.
Die traditionelle Thai-Massage – ausführliche Infos
Dies ist eine zweistündige, leicht bekleidet durchgeführte Massage.
Sie ist eine Möglichkeit, Yoga passiv an Menschen anzuwenden. Das ist ein wundervoller Weg der Unterstützung von Heilung, bei dem man spürt, daß er aus jahrtausendelanger Erfahrung gewachsen ist. Es werden nicht nur Energielinien,- ähnlich den chinesischen Akupressur-Meridianen sowohl durch Daumen-, als auch durch Handballen-Druck behandelt (im Yoga sind das die Nadis), sondern man findet auch eine Vielzahl intensiver Streckungen und Einrenk-Übungen, die Freude bei der Ausführung machen. Der Empfängerin oder dem Empfänger geben sie oft große Erleichterung.
Carola und Lucian Loosen haben die traditionelle Thai-Massage an den Quellen in Thailand selbst erlernt, sowie beim wohl wichtigsten westlichen Lehrer Asokananda (Harald Brust) sowie Vera Lier von der internationalen Gesellschaft für traditionelle Thai-Yoga-Massage.
Die Thai-Massage verbindet die Yogapraxis mit der menschlichen Begegnung und der körperlichen Berührung. Thai-Yoga-Massage kann universell für Alte, Junge, Kranke und Gesunde jederzeit angewendet werden – bei Beachtung der Grundprinzipien.
Ursprünglich ist sie entstanden für Menschen, die aufgrund von Krankheiten nicht in der Lage waren, Yoga zu üben und für Faule, das heißt: für die Reichen, die keine Lust hatten, sich anzustrengen. Vom Leibarzt Buddha’s entwickelt, hat diese Behandlungsweise aber auch sehr starke spirituelle Wurzeln. Aus der indischen Yoga-Tradition wurde diese Massageform nach Thailand herübertransportiert.
Wenn Du also sowohl eine Liebe für Yoga entwickelt hast, als auch eine Hingabe an Massage, sowohl das Geben als auch das Empfangen, dann ist das Erfahren einer Einzel-Session eine große Bereicherung für Dich. Du kannst kaum etwas Besseres für Dich tun, denn Massage ist ein so wertvoller Schatz, der Körper, Seele und Herz gleichermaßen berührt.
Massage aus tantrischer Sicht – Quelle für Energie und Liebe
Meine Erdung
Aufmerksames Fühlen
Spiritualität
Spüren von Geliebt-werden
Anstoß zur Heilung
Genuß
Entspannung